Lehrbuch der biologischen Heilmittel Band I

Zur Navigation springen Zur Suche springen

Seite 3

drei Bücher über dieses Thema. „Für den Arzt ist es nach meiner Meinung sehr gut, wenn er die Kunst der Voraussicht sorgfältig pflegt. Wenn er nämlich bei seinen Kranken den genwärtigen und den vergangenen Zustand und auch den zukünftigen vorauserkennt und voraussagt - und dabei auch all das, was die Kranken auslassen, ergänzend anführt -, wird ihm wohl eher zugetraut, daß er den Zustand des Kranken kennt, so daß sich die Menschen dazu entschließen, sich an den betreffenden Arzt zu wenden. Solch ein Arzt wird ferner wohl am besten die Behandlung durchführen, wenn er aus den vorliegenden Beschwerden die kommenden voraus weiß.“ Nicht weniger beachtlich ist Hippokrates' Einstellung zur Diät. Darunter verstand er nicht nur die Regellumg der Speisen und die Art der Nahrungszufuhr, sondern auch die Einteilung der ganzen Lebensweise, vor allem gehörten dazu auch Bäder und Leibesübungen. In den Büchern „Über die Hygiene der Lebensweise“, „Über die Diät bei akuten Krankheiten“, „Über die Leiden“ und „Über die alte Medizin“ gibt er viele diesbezügliche Vorschriften.

Die hippokratischen Begriffe der Metastase, Assimilation und Metamorphose sind uns heute noch als Ausdrücke der damaligen Zeit verständlich. In der eigentlichen medikamentösen Behandlung steht Hippokrates vollständig auf dem Boden der Erfahrung. Bekannt ist sein Ausspruch: „Bei den Krankheiten sind zwei Dinge nötig, nützen oder (wenigstens) nicht schaden.“ Die Arzneibehandlung bildet nur einen Teil der Therapie der Hippokratiker. Einfache pflanzliche Drogen und Composita mit nur wenigen Bestandteilen werden als Hausmittel verwendet.

Mit dem Aufschwung der Botanik im 4. Jahrhundert v. Chr. setzen die pharmakologischen Studien ein. Herophilos nennt die Arzneien „Götterhände“. Im l. Jahrhundert v. Chr. werden die Arzneibücher z. T. mit Pflanzenbildern versehen, damit man die Pflanzen zum Sammeln leichter erkennt. Zu Beginn der römischen Kaiserzeit erscheint eine große Anzahl bedeutender medizinischer Werke. Der römische Militärarzt mit Namen Dioskurides schreibt seine Materia medica, die bis weit in die Neuzeit kanonische Geltung hat und noch heute in arabischer Übersetzung im Orient benutzt wird. Bei Galen (131-200 n. Chr.) finden wir zum ersten Male ein geschlossenes therapeutisches System, in welchem versucht wird, Gesetzmäßigkeit zwischen der Substanz einer Droge und ihrer Wirkung festzustellen. Um eine Arznei richtig anwenden zu können, muß man ihre vorherrschende Qualität kennen (Qualitätenlehre).

Man erkennt die Wirkung des betreffenden Stoffes auf empirisch-experimentellem Wege. So ist z. B. Meerwasser an sich feucht, nach der Vorstellung über die Wirkung aber trocken, weil es auf den Menschen trocknend wirkt. Galen unterscheidet zwei Arten der Grundqualität; Feuer ist warm, gleichsam aus eigenster Natur, Pfeffer dagegen durch das Überwiegen dieser Qualität. Da Galen mit diesen einfachen Begriffen der Grundqualität nicht auskam, schuf er nach den Geschmackseigenschaften der Arzneimittel wie süß, sauer, bitter, salzig, den Begriff der zweiten Qualität und nach der spezischen Wirkung mancher Arzneimittel (Brechmittel, Abführmittel) den der dritten. Weiter teilte er die Arzneimittel ein je nach der Intensität ihrer Wirkung in vier Grade, und zwar in Stoffe, die: unmerklich, offenkundig,
PD Der Inhalt dieser Seite stammt aus dem Buch „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ von Gerhard Madaus und steht unter folgender Lizenz: CC0.
See Public Domain Help Pages for more info.
PD